Emmett in Transit

Der Podcast der mFUND Begleitforschung zu datengetriebener Mobilität

Mittendrin oder nur dabei?

11.07.2023 41 min

Zusammenfassung & Show Notes

In Folge #24 unseres Podcasts Emmett in Transit wird es experimentell – zumindest inhaltlich: Immer mehr Kommunen richten Reallabore ein, um Ideen für die Mobilität der Zukunft zu erproben. Die Menschen vor Ort sollen dabei nicht nur Statist*innen sein.

Ideen und Konzepte für eine neue Mobilität sind wichtig, doch um bei oder nach ihrer Umsetzung keine bösen Überraschungen zu erleben, bietet es sich an, sie vorab zu testen – möglichst unter realen Bedingungen. Reallabore, auch Experimentierfelder oder Living Labs genannt, ermöglichen genau dieses Ausprobieren, und das selbst dann, wenn es nach geltendem Recht nicht zulässig wäre. Die sogenannten Experimentierklauseln im Personenbeförderungsgesetz und in der Straßenverkehrsordnung erlauben das seit dem Jahr 2021.

Was wie umsetzbar ist, was gut bei den Menschen vor Ort ankommt und was nicht, diese Erkenntnisse sind dabei oft schnell verfügbar und gestatten einen iterativen Prozess, von dem die Endnutzer*innen profitieren. Wenn Bürger*innen Neues ausprobieren, bestenfalls sogar daran mitwirken können, kann das außerdem die Akzeptanz steigern.

UNSERE GÄSTE
 
„Zivilgesellschaft und Unternehmen wollen experimentieren – immer“,
sagt Oliver Lah. Er wünscht sich, dass Wissenschaft und Politik sich ein Beispiel nehmen und mehr (Verkehrs-)Experimente wagen.

Prof. Dr. Oliver Lah arbeitet am Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie. Er koordiniert dort die Arbeit am Urban Living Lab Center (ULLC), dem ersten Kollaborationszentrum des Städteprogramms der Vereinten Nationen (UN-Habitat). Die Wissenschaftler*innen unterstützen die gemeinsame Entwicklung von transformativen Reallaboren in Europa, Asien, Afrika und Lateinamerika, insbesondere in städtischen Kernsektoren wie der Mobilität.

 
„Experimentieren gehört noch nicht zu dem, was Kommunen gerne anwenden“,
sagt Thomas Schmidt, der darin jedoch die Zukunft sieht.

Thomas Schmidt ist seit 21 Jahren Bürgermeister der Stadt Teltow im Süden Berlins. Dort werden im mFUND-Projekt DEUS_SmartAir mit stationären und mobilen Sensoren Umwelt- und Verkehrsdaten in Echtzeit erfasst. Teltow ist damit Teil eines der größten Messnetze in der EU. Die Daten werden mit historischen Daten kombiniert und fließen in ein Online-Tool ein, das Kommunen die Analyse und Prognose der Luftqualität vor Ort erlauben soll. Damit können sie zum Beispiel umweltsensitives Verkehrsmanagement (UVM) betreiben, also Verkehrsströme bei hohen Emissionswerten kurzzeitig so steuern, dass die Emissionen schnell wieder sinken. Die Daten aus dem Tool sollen auch zur Stadtplanung genutzt werden, um etwa neue Kindertagesstätten nicht an regelmäßig schadstoffbelasteten Orten zu errichten. Das Projekt läuft noch bis Oktober 2023, in Teltow laufen aber schon die Überlegungen für einen eigenständigen Weiterbetrieb.

Beide Experten waren im April 2023 bereits beim mFUND-Fachaustausch „Experimentierfelder für die Mobilität der Zukunft – Beispiele aus der Praxis“ zu Gast, bei dem auch weitere mFUND-Projekte ihre Arbeit mit Experimentierfeldern vorstellten. Hier finden Sie die Veranstaltungsdokumentation (PDF barrierefrei).

DIE FRAGEN
 
Im Gespräch mit Emmett-Mitarbeiterin Mariel Sousa erklären unsere Gäste, 
  • was Reallabore ausmacht,
  • ob der Begriff „Living Labs“ dasselbe oder doch etwas anderes meint und
  • wann Kommunen kein Reallabor umsetzen sollen.
Anmerkung der Redaktion: Im Gespräch geht es mehrfach um die Friedrichstraße in Berlin-Mitte. Ein rund 500 Meter langes Stück dieser Straße war im Rahmen eines Verkehrsversuchs seit Sommer 2020 für den Autoverkehr gesperrt, nach der Klage einer Einzelhändlerin im Herbst 2022 wieder für Autos geöffnet – und im Januar 2023 per Verfügung wiederum ausschließlich Menschen zu Fuß und auf dem Fahrrad gewidmet worden. Seit dem 1. Juli 2023, also kurz nach der Podcast-Aufnahme, ist der Abschnitt von der neuen Berliner Verkehrssenatorin erneut für den Autoverkehr freigegeben worden. Im Herbst 2023 soll es ein „Masterplanverfahren“ für die Zukunft der Straße geben.

ÜBER EMMETT IN TRANSIT

Brauche ich künftig nur eine App, um Mietwagen, Zug und Fahrrad zu nutzen? Wann und wie wird KI autonome Fahrzeuge auf Deutschlands Straßen lenken? Warum fliegen Drohnen neuerdings Teile des 38.500 Kilometer langen deutschen Schienennetzes ab? Wir sprechen mit Menschen aus Wissenschaft, Forschung und Unternehmen über neue datenbasierte Technologien im Mobilitätssektor und ihre Auswirkungen auf den Menschen.

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